Die Heiligenstädter Hoffnung

Wohl an keinem anderen Ort in Wien als in dem historischen Bäckerhaus in der Probusgasse, welches Ludwig van Beethoven 1802 bewohnte, kommt man dem Komponisten näher – es ist ein bedeutender Genius Loci, denn hier überstand der Tonschöpfer einen tragischen Wendepunkt in seinem Leben. Das renommierte Wiener Beethoven-Museum im heutigen 19. Wiener Gemeindebezirk ermöglicht ein Begehen dieses Geistesortes, welcher dem Komponisten Ort der Hoffnung war, ein Ort, welcher wie ein verzweifelter Versuch betrachtet werden kann, die fortschreitende Taubheit an diesem damaligen Kurort Heiligenstadt und seinen schwefelhaltigen Quellen zu kurieren. Auch geht es hier um die Natur als Rückzugsort, welcher das harmonische Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur herstellen kann. Ein Gleichgewicht, welches Beethoven ob seines drohenden Schicksals als Refugium erlebt, als eine Flucht aus dem schicksalhaften Leben eines gesellschaftlich Ausgestoßenen.

Umso gelungener war daher der Einstieg des von einem Musiker geführten Rundgangs durch das Beethoven Museum für die Klasse 4c am 14. März , als man zu Beginn im anliegenden Garten bei tatsächlicher früh-frühlingshafter Stimmung den wunderbaren naturinspirierten Klängen der 6. Sinfonie Beethovens (Pastorale genannt) lauschen durfte, ein Werk, das der Komponist an diesem Ort zu hohen Teilen entstehen ließ, welches durch tonmalerische Naturbeschreibungen als ein frühes programmatisches Stück der Musikgeschichte betrachtet werden kann.

Die erhoffte Heilung blieb letztlich aus und Beethovens wahre Bestimmung war das Komponieren in völliger Zurückgezogenheit und im hohen Vertrauen eines inneren absoluten Gehörs – aus heutiger Sicht eine nahezu nicht greifbare Leistung. Im sogenannten „Heiligenstädter Testament“, das Beethoven 1802 hier verfasste, ist seine Verzweiflung deutlich spürbar. Das Museum dokumentiert diese Lebensphase anschaulich und darüber hinaus behandelt die Ausstellung auch des Komponisten Jugend in Bonn, seine sozialen Beziehungen sowie sein musikalisches Vermächtnis.

Das Begehen eines Genius Loci ist für Schüler und Schülerinnen eine wunderbare Möglichkeit, einem kunstschaffenden Menschen besser zu begreifen. Insbesondere in Wien, die jahrhundertlange Weltstadt der Musik, sind diese Begehungsorte zahlreich und werden in ihrer Aufmachung durch das Wien Museum zu einem anschaulichen Erlebnis, auch für Jugendliche.