Das Gespenst von Canterville

Premiere am 17.3.2015

Am Beginn ein entnervter Schulwart, der fertig ist mit den seltsamen Begebenheiten in seinem Schulhaus. In der darauffolgenden Szene die profane Fortsetzung dessen, was einst unter „Hurra, die Schule brennt“ Schülerherzen höher schlagen hat lassen: Das Schulhaus soll verkauft werden – genauer: die Immobilie GRg3, Hagenmüllergasse 30. Neuer Eigentümer wird der – no-na – reiche Herr Richman im Zuge einer Auktion, die gut und gern als Ausverkauf bezeichnet werden kann. Die Familie macht es sich nun samt Dienerschaft im neuen Heim bequem; sicherheitshalber ändert man den Namen: Schloss Canterville.   

In Anlehnung an Oscar Wildes „Gespenst von Canterville“ hat die Leiterin der Bühnenspielgruppe, Prof. Bernadette de Martin, eine Adaptierung des Stoffes geschaffen, die den Zeitgeist im Fokus hat. Innerhalb der konsumorientierten amerikanischen Familie, deren geistige Ansprüche sich mit denen eines „Users“ bescheiden, mutet die lesehungrige, bibliophile Tochter Virginia wie ein Fremdkörper aus einer anderen Welt an. Kein Wunder, dass es da eine Seelenverwandtschaft gibt, nämlich mit dem Gespenst, das hier noch beheimatet ist – der eigentlichen Triebfeder für Verkauf um Umwidmung des Schulgebäudes…  

Mit viel Schwung hat die Bühnenspielgruppe des GRg3 Hagenmüllergasse das Stück vor einem voll besetzten Festsaal der Schule in Szene gesetzt – und mit Ironie: Wenn etwa die verhaltensoriginellen Zwillinge Max und Morris in der 7. Szene des Einakters den klingenden Satz ausstoßen Ich bin kompetent – das Gespenst, das rennt, das rennt, dann ist klar, wohin die Reise geht: Das formal-mechanische Prüfungsszenario der Neuen Matura beschneidet den wachen Geist so, dass jegliche Phantasie erlahmt, Gespenster obsolet werden.

Neben ironischen Anspielungen und Wortspielen lassen auch witzige Effekte die Kritik gut sickern: So erfährt die Bühne u.a. eine Erweiterung in die Kellergewölbe des Hauses mittels Video-Einspielung – eine multimediale Teichoskopie; der „Time Warp“ aus der Rocky Horror Picture Show passt da ebenso ins Bild. Sehr stimmig auch die exzellente musikalische Begleitung durch die Schulband unter der Leitung von Prof. Christian Martinsich – wunderbar akzentuierend, was das Herausragende an diesem Abend ausmacht: die künstlerische Leistung der jungen Schauspielerinnen und Schauspieler!

 Eva Mattes