Die Aufarbeitung der lokalen Geschichte der NS-Verbrechen im dritten Wiener Gemeindebezirk hat sich der Verein Steine des Gedenkens zur Aufgabe gemacht und so kam es am Freitag, den 17. Oktober 2025 zu einer Gedenktafel-Enthüllung an unserer Schule und einem anschließenden Festakt im Festsaal.
Den historischen Quellen zufolge war der sogenannte „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich in den Märztagen des Jahres 1938 zugleich eine abrupt einsetzende immense Verfolgung von jüdischen Menschen. In Wien und anderen österreichischen Städten ging die NS-Machtübernahme von Beginn an mit Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung einher. Die öffentlichen Demütigungen von Jüdinnen und Juden, häufig verbunden mit Misshandlungen, gingen verharmlosend als sogenannte „Reibpartien“ in den Wiener Sprachschatz ein. Auch für die Hagenmüllergasse, insbesondere im Bereich vor unserer Schule, ist solch eine „Reibpartie“ überliefert. Hierbei wurden jüdische Menschen, umringt von NS-Aktivisten und unter dem Gejohle der Zuschauer und Zuschauerinnen, gezwungen, die Straße zu schrubben und diese somit von Parolen, die für die Unabhängigkeit Österreichs warben, zu „reinigen“. Die neu angebrachte Gedenktafel dokumentiert diesen unmenschlichen Vorgang auch mit einer originalen Photographie – diese findet auch hier als Beitragsphoto Verwendung.
Nachdem durch unseren Direktor Mag. R. Baldauf und den Vorsitzenden des o.g. Vereins Mag. G. Burda der historische Hintergrund erläutert worden war, kamen Worte des Dankes durch die Bezirksvorsteher-Stellvertreterin Siegrid Widhalm. Anschließend wurde die Gedenktafel durch einen Schüler unserer Klasse 7B enthüllt – ein besonders wertvoller Moment, wurde hier die Kultur des Gedenkens an die Gräueltaten des NS-Regimes symbolisch an die nächste Generation weitergegeben.
Daraufhin lud unsere Direktion zu einem Festakt in den Festsaal ein, welcher durch musikalische Beiträge und einen vorgetragenden Text des ebenso dem NS-Terror zum Opfer gefallenen Dichters Jura Soyfer, ein ehemaliger Maturant unserer Schule, bereichert wurde.
Eine Gedenktafel macht Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes sichtbar. Sie legt die Dimensionen der antisemitischen Verbrechen der NS-Zeit in der Qualität der Unmenschlichkeit und in der Quantität der Betroffenen offen und stellt den direkten Bezug zu einzelnen Schicksalen in der unmittelbaren Umgebung, eine räumliche Verortung verfolgter Menschen, her. Die konkrete und erschreckende Erkenntnis, wie viele dieser anonymen Schicksale Menschen waren, welche in unserer Nachbarschaft der Schule gelebt haben, deren Hoffnungen und Träume zerstört und deren Leben ausgelöscht wurde, zeigt auch eines: Dass der Grat zwischen humanitärer Normalität, rassistischer Ausgrenzung und brutalen Verbrechen schmaler ist, als wir annehmen. Ein Umstand, welcher leider auch gegenwärtig in der Welt omnipräsent ist. So ist solch eine Gedenktafel auch ein Mahnmal für den Frieden – überall und immer auf der Welt.




